Nachdem sich der Kanu-Sport in den Nachkriegsjahren des ersten Welt-Krieges in unserem Land schnell verbreitet hatte, sah man auch in Worms einige Paddler auf dem Rhein. Nach einigen Vorgesprächen trafen sich einige Gleichgesinnte am 24. März 1927 im “Festhaus“ zu Worms zur Gründerversammlung des Kanu-Verein Worms.
Wie die Männer der ersten Stunde empfanden, sei nachstehend durch einen Auszug aus dem Gründungsprotokoll dargelegt:
“Sein Ziel ist es, unter seinen Mitgliedern den Kanu-Sport als Mittel körperlicher und sittlicher Kräftigung zu fördern und zur Ertüchtigung, insbesondere der Jugend, zum Wohle beizutragen. Ferner hat sich unser Sport in der letzten Zeit derart entwickelt, dass eine Zusammenfassung der so genannten “Wilden Paddler dringend geboten erscheint.“
An dieser Stelle die Namen derer, die in den ersten Stunden und Tagen den Verein ins Leben riefen:
Eugen Fasold, Werner Bergmann, Friedr.-Wilh. Brand, August Fees, Josef Martin, Jakob Martin, Wilhelm Noil, Philipp Sträub, Dr. Paul Niens
Bereits drei Tage nach der Gründungsversammlung stellte man beim Oberbürgermeister der Stadt Worms den Antrag auf Überlassung eines Pachtgeländes zum Bau einer Bootshalle. Sechs Wochen später, am 19. Mai 1927, wurde dem Antrag stattgegeben und der Pachtvertrag über das Gelände abgeschlossen, auf dem unser Verein bis zum heutigen Tage seinen Sitz hat.
Sofort reiften auch Pläne zur Erstellung einer Bootshalle. Da zur selben Zeit das Gefangenenlager in Worms aufgelöst werden sollte, stellte man bei der Vermögensstelle den Antrag auf Überlassung einer Baracke. Die Absicht, bereits im Sommer über ein Bootshaus zu verfügen, schlug fehl, da die Militärbehörde die Baracken erst im August 1927 freigaben. Im Herbst wurden die Barackenteile von einer Handwerksfirma transferiert. Die Kosten betrugen RM 2.000,- und wurden über ein Darlehen bei der Sparkasse finanziert.
Das neu erstellte Bootshaus mit 64 Bootsplätzen wurde am 22. 4. 1928 anlässlich des Anpaddelns eingeweiht und dabei konnten 12 Boote getauft werden. Der damalige 1. Vorsitzende, Herr Dr. Paul Niens, konnte an diesem Tag zahlreiche Vertreter auswärtiger und hiesiger Vereine begrüßen.
Das immer größer werdende Interesse am Kanu-Sport sowie die steigende Zahl der Mitglieder zwangen den Vorstand, bereits im Jahre 1930, die Bootshalle auf über 100 Bootsplätze zu erweitern.
Die große Kameradschaft untereinander und der Wunsch, auch gesellschaftlich noch enger verbunden zu sein, ließen in den Wintermonaten 1936/1936 einen Clubraum entstehen. Von hohen Idealen getragen, verbrachten Mitglieder ihre Freizeit zum weiteren Ausbau unseres Bootshauses. Durch den Ausbruch des Zweiten Weltkrieges wurden die Mitglieder jäh aus dem Leben in ihrem Sport und der Gemeinschaft herausgerissen. Von den 110 Mitgliedern mussten über 50 Kriegsdienste leisten. Die wenigen Männer, die noch zu Hause waren, hielten den Sportbetrieb aufrecht, in der Hoffnung, dass die anderen Kameraden bald zurückkehren würden. Jede Nachricht über einen weiteren gefallenen Kameraden ließ den Glauben daran schwinden.
So kam es, dass gegen Ende des Krieges unser Bootshaus Wehrmachtsstützpunkt wurde. Dazu musste es geräumt, die Boote und das Inventar bei Mitgliedern ausgelagert werden. Bei dem Luftangriff auf unsere Stadt am 21. 2. 1945 wurde auch unser Heim schwer beschädigt und in der folgenden Zeit geplündert. Nach dem Einmarsch amerikanischer Truppen wurde auf den Tag genau nach 18jährigem Bestehen die Vereinsgeschichte gewaltsam beendet (24. März 1927 – 24. März 1945).
Der Wiederbeginn nach dem Kriege, durch Verordnungen der alliierten Militärregierung erschwert, machte zunächst nur geringe Fortschritte. Nach einigen Vorgesprächen zwischen Mitgliedern traf man sich im kleinen Kreis am 20. Juli 1948 im Bahnhofshotel, um eine Wiederzulassung vorzubereiten.
Die Kameraden Fritz Muhl, Karl Ripberger und August Reinig, die treibenden Kräfte in dieser Zeit, wurden damit beauftragt, den Kontakt mit den Behörden aufzunehmen.
Am 25. 9. 1948 traf man sich im Gasthaus “Unter den Linden“ zur Gründungsversammlung. Dem dabei anwesenden Kreis-Sportbeauftragten Georg Bohn, der maßgeblichen Anteil an der Wiederzulassung hatte, sei an dieser Stelle besonders gedankt.
Peter Hobel, der neue erste Vorsitzende, gestützt auf eine Anzahl treuer Kanuten, leitete den Wiederaufbau ein. Mit Beginn des Jahres 1949 wurde vom Ruder-Club Worms eine leerstehende Baracke gemietet.
Mit Saison-Beginn konnte der Sportbetrieb wieder aufgenommen werden. Nach drei Jahren begann der Wiederaufbau unseres Bootshauses am alten Platz.
Bis zu diesem Zeitpunkt hatte der Kassenwart Mark für Mark zusammengetragen. Alle trugen dazu bei, Geld in die Vereinskasse zu bringen: die Rennsportler durch ihre Regatta-Siege, die Wanderfahrer durch ihre Kilometerleistung und die übrigen Mitglieder durch Spenden.
Nach den damaligen Richtlinien des Kanu-Verbandes Rheinhessen wurden nämlich solche Leistungen mit Toto-Mitteln honoriert. Beseelt von einem unübertroffenen Aufbauwillen gingen die Mitglieder im Frühjahr 1951 an die Arbeit. Jeder Kanute musste 200 Arbeitsstunden oder ersatzweise DM 100,- zahlen, die Frauen waren nicht ausgenommen. Der Umzug in das neue Heim fand schon im März 1952 statt.
In der folgenden Zeit wurde weiter ausgebaut:
- Verlegung einer Wasserleitung zum Bootshaus. Um das “Kühle Nass“ zu erhalten, musste ein 50 m langer Graben von 1,60 m Tiefe an zwei Wochenenden bei sengender Sonnenglut aus-gehoben und die Rohrleitungen verlegt werden.
- Neubau der sanitären Anlagen, die den Erfordernissen der damaligen Zeit entsprachen.
- Die gärtnerische Gestaltung der Außenanlage.
Als wir glaubten, die Arbeiten gingen ihrem Ende entgegen, wurden wir im Januar 1955 von der Hochwasser-Katastrophe schwer getroffen. Die freiwillige Hochwasserwache musste die Nordwand unseres Bootshauses gewaltsam öffnen, um das sich in der Halle stauende Wasser abfließen zu lassen. Wir mussten zusehen, wie unsere Umzäunung unter dem Druck des Wassers in den Fluten versank.
Die großen Schäden wurden nach Rückgang des Hochwassers erneut durch große Opferbereitschaft der Mitglieder beseitigt.
Ende der fünfziger Jahre machten sich erste Schäden am Bootshaus, das aus alten Barackenteilen gebaut war, bemerkbar. Der Verein strebte deshalb an, das Bootshaus nach und nach in Festbauweise umzuwandeln. Die ersten Arbeiten galten dem Fußboden im Clubraum und im Flur.
1964 wurde die Hausmeister-Baracke abgerissen und neu sowie geräumiger erstellt, außerdem ein Jugendraum geschaffen.
1967 wurde die Westseite unseres Bootshauses umgebaut. In den folgenden Jahren 1968 – 1969 folgten die drei anderen Seiten in einem einzigen Bauabschnitt. Für die Zuschüsse von Sportbund Rheinhessen und Stadtverwaltung Worms sei an dieser Stelle nochmals gedankt.
1970 folgte der Fahrradschuppen mit Werkstatt. Diese wurde dringend benötigt, um den umfangreichen Bootspark der Kunststoffboote zu reparieren. Außerdem wurde die Spiel- und Campingwiese eingezäunt, wodurch das eingefriedete Gelände um 2000 qm größer wurde. Zur Aktivierung unseres Vereinslebens und um den Trainingsbetrieb auch im Winter aufrechterhalten zu können, bauten wir im Jahre 1971 eine Heizungsanlage ein.
Ab 1972 fanden verschiedene Renovierungen und Verbesserungen unter dem Gesichtspunkt statt, dass künftig weniger Unterhaltskosten anfallen sollen. In dieses Jahr fällt auch die Anschaffung eines Vereinsbusses, der durch ein zinsloses Darlehen in Höhe von DM 5150,— von einigen Mitgliedern finanziert wurde.
Damit war es erstmalig in der Vereinsgeschichte möglich, die Aktiven im eigenen Fahrzeug – unabhängig von geliehenen Autos – auf die einzelnen Regatten zu schicken.
Den jahrelangen Sorgen um die Kosten ständiger Dachreparaturen ging man im Jahre 1973 mit einer Generallösung zu Leibe, indem die gesamte Dachfläche von 500 qm mit Aluminium-Spundprofil belegt wurde. Zuschüsse von Sportbund Rheinhessen und Stadtverwaltung Worms sowie zusätzliche Arbeitsstunden der Mitglieder ließen das Werk in Eigenhilfe gelingen.
Eine stetig wachsende Nachfrage nach Bootsplätzen zwang uns in den Jahren 1974 und 1975 die Bootsständer auf der einen Seite so zu verändern, dass 15 Boote mehr eingelagert werden konnten.
1975 wurde auch der Clubraum renoviert; der Kachelofen, der uns jahrelang gute Dienste geleistet hatte, durch die Ölzentralheizung aber überflüssig geworden war, abgerissen, wodurch der Raum größer wurde.
1980 In diesem Jahr wurde der vorletzte Teil des Vereinsheimes in Massivbau umgewandelt. Es wurden die Duschen, Toiletten und Umkleideräume, sowie der Jugendraum neu gestaltet.
1985 Der 1972 angeschafft Bus verlor zunehmend seine Zuverlässigkeit. So wurde ein Ersatz angeschafft. Dieser neue (gebrauchte) Bus sollte uns nun langjährige Dienste leisten.
1988 Anschaffung eines neuen 7er-Canadiers. Der Canadier wird auf den Namen „Waffel“ getauft. Die Gelder zum Kauf wurden zum größten Teil bei Waffelverkäufen eingenommen.
1989 Der Clubraum wurde durch Mitglieder mit Isolierglasfenstern ausgerüstet. Für den Transport des 7er-Canadiers wurde ein Bootstrailer angeschafft. Auf diesem wurde dann in Abend- und Wochenendarbeit für den sicheren Transport unserer Boote ein Aufbau konstruiert
1991 Der vorerst letzte Umbau des Vereinsheimes. Der nun, durch die Jahre, baufällige Holz-Fußboden der Bootshalle wird durch eine Betondecke ersetzt.
2001 Unser Ehrenvorsitzender Heinz Ziefle erhält für seine Verdienste im Verein und Verband die goldene Ehrenplakette des Sportbundes Rheinland-Pfalz.
2002 Nach nunmehr 18 Jahren treuer Dienste wird unser Vereinsbus ersetzt. Aber auch bei dem 3. Fahrzeug bleibt der Verein der Marke Ford und dem Typ Transit treu. In diesem Jahr feierte der Kanu-Verein sein 75 Jähriges Jubiläum. Zur Feier durften wir namhafte Vetreter von Stadt, Land, Verbänden und Vereinen begrüßen.
Die in diesen Jahren durchgeführten Arbeiten zur Erhaltung und Verbesserung unseres Vereinsheimes wurden fast ausschließlich von den Mitgliedern vollbracht.
Es sei deshalb an dieser Stelle allen gedankt, die Jahre und Jahrzehnte nicht müde wurden und dem Verein immer treu zur Seite standen.
Hier Namen derjenigen zu nennen, die sich besonders hervorgetan haben, wäre für die Ungenannten eine Zurücksetzung.
Wir hoffen und wünschen, dass dieser Idealismus in unserem Verein weiterleben wird.